Workation – produktiv arbeiten unter der Sonne

Workation, so ein Blödsinn! Dachte ich jedes Mal, wenn ich über das Thema las. Das ist doch einfach nur arbeiten, wo andere Urlaub machen. Was soll daran so großartig und neu sein? Nun, ein großes Projekt führte zu einer Meinungsänderung. Und es hat sich gelohnt!

Meine Tipps für die produktive Workation habe ich noch während eben dieser an der Hotelbar in den Laptop getippt. Viel Spaß bei der Lektüre und der Planung Ihrer eigenen Workation.

Workation in Triest

Um ein wichtiges Projekt möglichst fokussiert weiterzubringen, wollte ich einige Tage den Versucht Workation wagen. Nachdem Mann und Kind grünes Licht gegeben hatten, buchte ich einige Tage Workation in meiner Sehnsuchtsstadt Triest – von Wien in schlappen siebeneinhalb Stunden gemütlich mit der Bahn zu erreichen.

Der richtige Ort für die Workation

Mit Triest entschied ich mich für eine Destination, die ich zwar liebe, aber gut kenne. Daher würde ich nicht das Gefühl habe, etwas zu verpassen. FOMO war also ausgeschlossen.

In meiner Sehnsuchtsstadt Triest war ich erstmals im Juli 2021, dann Jänner, April, Juni und schließlich im Herbst 2022. Triest ist zwar die Stadt mit der höchsten Lebensqualität Italiens. Triest ist aber nicht Paris oder London, wo die Verlockungen mich auch nach vielen Besuchen noch ablenken würden. Insofern lag Triest auf der Hand: wenig potenzielle Ablenkung, viel Grünraum für Bewegung im Freien, gute öffentliche Busverbindung. Auf der langen Bahnreise (Abfahrt am Sonntag um 6:25 in Wien) arbeitete ich bereits 6 Stunden. Was will man mehr? Eben!

Die richtige Unterkunft für Ihre Workation

Ich buchte bewusst gegen kein AirBnB, weil ich nicht isoliert in einer Ferienwohnung sitzen wollte. Außerdem hätte das mehr Zeit für die Futtersuche bedeutet. Das Hotel sollte auch in einem modernen Gebäude sein, damit keine meterdicken Wände aus dem Mittelalter das Wlan behindern (alles schon mal da gewesen). Außerdem setzte ich auf kurze Wege: um zwischen Arbeitseinheiten und Freizeit zu wechseln sollte möglichst wenig Zeit notwendig sein. Mein Hotelzimmer hat einen großzügigen Balkon (Loggia) und liegt direkt an der Strandpromenade und nur wenige Meter vom Schlosspark entfernt. Ich kann also ohne Zeitverlust von der Arbeit in die Freizeit und zurück. Für längere Freizeiteinheiten komme ich mit dem Bus (ich bin ja begeisterte Öffi-Nutzerin) schnell in die City (solange es keinen Stau gibt).

Ohne gehts nicht: Hotelzimmer mit Schreibtisch

Besonders wichtig war mir der richtige Schreibtisch, damit ich am Zimmer arbeiten kann und keine Zeit bei der Suche nach einer geeigneten Umgebung verliere. Schreibtische in Hotelzimmern sind üblicherweise nie tief genug, um die Beine auszustrecken. Oft sind diese handtuchbreiten Tische sogar festmontiert und daher unbeweglich.

Bei der Auswahl achtete ich daher darauf, dass der Tisch nicht montiert ist, sondern von der Wand weggestellt werden kann, um Raum für ausgestreckte Beine zu lassen. Wenn Sie die Machart des Tisches nicht auf den Fotos der Website erkennen können, erkundigen Sie sich direkt beim Hotel. Ich habe den Tisch sogar komplett verstellt, damit ich hinter dem Notebook-Monitor das Meer sehe. Für kurze Pausen ging ich auf den Balkon. Längere verbrachte ich an der Promenade spazierend.

Weitere Tipps für das Workation-Hotel

  • Das Wasser sollte trinkbar und genießbar sein
  • Zimmerreinigung abbestellen, damit Sie ungestört arbeiten können
  • Frühstücksbuffet vorhanden, um Zeit zu sparen
  • Late Check-out ausverhandeln – jede Stunde zählt
  • Hotel-Lobby oder Hotel-Bar vorhanden, damit Sie schnell unter Leute kommen

Morgenwalk am Meer

Produktiv in der Workation – planen ist die halbe Miete

Ich habe bereits vor der Abreise eine grobe Struktur für diese Workation-Tage erstellt. Im Großen und Ganzen habe ich mich darangehalten. Das Ziel war, so viele produktive Stunden wie möglich, so viel Bewegung in der Natur wie möglich, und so gesund wie möglich ernähren – mit vielen Ballaststoffen, Vitaminen und Protein. Für mich sind diese Bereiche eng verbunden. Ohne die richtige Ernährung und genug Bewegung kann ich nicht produktiv arbeiten.

Die Online-Fotogalerie des Frühstücksbuffets habe ich also bei der Buchung genau studiert. Ich vergewisserte mich, dass Joghurt, Vollkornbrot, Gemüse und Obst angeboten werden. Halten Sie mich ruhig für einen Freak, aber abends wiegte ich mit der strategischen Planung des nächsten Frühstücks in den Schlaf. Ohne Gesundheit ist alles nichts! Ich wollte nicht keine Zeit in Restaurants verschwenden. Stattdessen aß ich die Fertig-Salate aus dem Supermarkt – gesund und günstig. Es sei dazu gesagt, dass ich Vegetarierin bin.

Grober Tagesablauf

  • Aufwachen um 5 Uhr (ohne Wecker – schließlich war gerade Zeitumstellung)
  • Kurze Trainingseinheit am Balkon
  • Arbeitsbeginn um 5 Uhr 30
  • 7 Uhr Walken dann Frühstück
  • 9 Uhr bis 13 oder 14 Uhr – you better work
  • Freizeit – unbedingt vom Hotel wegbewegen
  • Abends – weitere Arbeitseinheit

Selfie im Schlosspark Miramare

Sozialer Austausch

Vor der Abreise recherchierte ich mögliche Kontaktpersonen, um mich ungezwungen auf einen Kaffee zu treffen. Linkedin war eine große Hilfe. Volltreffer! Je nachdem wie viel sozialen Austausch Sie brauchen, rate ich dazu, zum Telefon zu greifen. Ansonsten gilt, wählen Sie ein Hotel mit einer Lobby, Lounge oder Bar.

arbeiten in der Hotelbar

Was mich überrascht hat

Ich wollte unbedingt den Herbst in Triest erleben, um den Jahreszyklus abzuschließen. Aber daraus wurde klimawandelbedingt nichts. Durch die großen Fensterfronten hatte es am Zimmer 30 Grad, die Klimaanlage war aber bereits zentral abgestellt. Ich war also von 13 bis 16 Uhr weniger produktiv, bzw. nutze ich diese Zeit am letzten Tag lieber für Freizeit. Genau deswegen tippe ich diese Zeiten nun um 21:05 Uhr an der Hotelbar.

Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass ich mir mehr menschlichen Kontakt wünschen würde. Ich bin – außer bei Geschäftsreisen – nicht mutterseelenallein in der Fremde. Mein Tipp: Familie und Freunde anrufen und abends auch mal an die Hotelbar oder Lounge sitzen – oder eben arbeiten. Ich wünschte, Sie könnten sehen, wie vergnügt ich gerade in der Hotelbar in die Tasten greife 😉 Ich bin übrigens im Hotel Miramare, das am Ende der langen Promenade Barcola liegt, nur 600 Meter vom Schlosspark Miramare entfernt.

Und weil ich in einem kurzen Zeitraum so oft hier war, habe ich auch darauf verzichtet, Museen zu besuchen, die ich noch nicht kenne. Das liegt auch daran, dass diese wegen des Feiertags geschlossen hatten.

Da geht nicht nur die Sonne auf – Sonnenaufgang im Schlosspark Miramare

Was ins Workation-Gepäck gehört (Europa-Edition)

  • Extralanges Kabel für das Ladegerät (MAC) oder Verlängerungskabel
  • Normallanges Kabel für das Ladegerät (zum Beispiel für unterwegs)
  • Selfiestick, Ringleuchte, Ansteck-Microphon – sicher ist sicher, falls Sie plötzlich unter die Influencer und Creator gehen möchten (ich bin immer noch nicht soweit)
  • Externe Tastatur & Maus für ergonomischeres Arbeiten
  • Verzichtet habe ich auf: Laptopständer – geht auf schmalen Hotelschreibtischen ohnehin nicht

Sonnenuntergang - atemberaubend schön

Alleine in der Workation

Als ich noch ein Single war, hätte ich meine Freiheit und Unabhängigkeit für spontane Reisen nutzen können. Leider fehlten mir damals die finanziellen Mittel und die richtige Einstellung. Kaum hatte ich endlich die seit Jahrzehnten erträumte Solo-Reise gebucht, befiel mich die Angst: Was, ich will doch nicht allein in der Pizzeria essen – wie Gottes verlassene Kinder? In Wien gehe ich gerne allein ins Kaffeehaus, doch im Ausland, das fühlte sich völlig anders an. Ich gebe zu, dass ich mich sofort schwer über mich wundern musste.

Nun, meine Ängste waren völlig unbegründet. Als selbstbewusster moderner Mensch fallen Sie in Lokalen auch solo gar nicht auf. Deswegen war ich überrascht, dass sowohl in der Pizzeria als beim Hotelfrühstück viele Solo-Damen und Solo-Herren unterwegs waren. Wenn Sie befürchten, sich beim Lokalbesuch unwohl zu fühlen, nehmen Sie ein Notizheft mit. Während Sie auf Ihre Bestellung warten, skizzieren Sie den Schlachtplan für den nächsten Tag (ich plane mein Frühstück), schreiben Ihre Erlebnisse oder Gedanken nieder, oder brainstormen in Sachen Marketing und Business Development.

Fazit: Solo-Workation funktioniert

Schöneres Wetter ist quasi der wahre Bonus der Workation. Sonst könnte man gleich zuhause bleiben.

Werde ich wieder mal eine Workation machen?

Auf jeden Fall und wieder alleine. Der Ort muss mir bekannt sein (keine FOMO-Gefahr). Und: Das Wetter muss besser sein als zuhause. Das ist mir jetzt zurück im nasskalten Wien bewusst geworden. In Triest wunderte ich mich fast ein wenig über das spätsommerliche Wetter, weil ich die Stadt im Herbst erleben wollte. Jetzt weiß ich: Schöneres Wetter ist quasi der wahre Bonus der Workation. Sonst könnte man gleich zuhause bleiben.

Welches Projekt mich nach Triest führte? Dazu muss ich mich noch in Schweigen hüllen. Vorerst bedanke ich mich bei Markus Grundtner – Unternehmensjurist und Autor von Die Dringlichkeit der Dinge – für seine Unterstützung.

Update

Das Schweigen hat ein Ende: Das Handbuch Selbstmarketing für Anwältinnen und Anwälte ist da!

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