Anwaltsmarketing: Wann Sie Ja sagen sollten

"Nein. Keine Zeit!" Sagte der Managing Partner. Als Marketingmanagerin wollte ich eine Podiumsdiskussion zu einem aktuellen Thema organisieren, das zu 100% in seinen Praxisbereich passte. Er wollte partout nicht - aus Zeitgründen. Am Ende musste er nachgeben. Die Details erspare ich Ihnen.

Das Business Breakfast in der Kanzlei zog genau das richtige Publikum an und führte zu Berichterstattung in allen seriösen Zeitungen des Landes. Der Name des Managing Partners wurde sogar im Untertitel erwähnt. Ich erinnere mich bis heute, wie zufrieden ich mit dem Erfolg war.

Und der Star des Events?

Er arbeitete den Rest des Vormittags an Fällen. Traf wichtige Mandantinnen zum Mittagessen. Stand am Nachmittag vor Gericht.Hielt abends eine Rede bei einer Award Gala.

Allein beim Gedanken wird mir schummrig. Doch leider ist es so: Sichtbarkeit fällt in den seltensten Fällen vom Himmel. Zeit und Einsatz sind für das Selbstmarketing notwendig. Mit erfolgreichen Marketingmaßnahmen heben Sie in einem dichten Marktumfeld - wie es die Rechtsbranche ist - leichter von der Konkurrenz ab.

Der Kanzleialltag ist dicht, herausfordernd und manchmal hektisch. Für mich ist es verständlich, dass Anwältinnen und Anwälte theoretisch an den Sinn von Anwaltsmarketing glauben, aber die Marketingaktivitäten dennoch auf der Strecke bleiben.

Überprüfen Sie daher sorgfälitg, wo Sie Ihre Zeit investieren, wenn Ihnen Marketingmaßnahmen vorgeschlagen werden.

Marketingmaßnahmen im Voraus evaluieren

Bevor Sie entscheiden, ob Sie Ihr knapp bemessenes Zeitbudget ins Anwaltsmarketing bzw. Ihr Selbstmarketing investieren, beantworten Sie für sich folgende Fragen:

  1. Ist das Thema gerade aktuell und relevant für Ihr Rechtsgebiet?
  2. Passt die geplante Aktivität zu Ihrer Persönlichkeit und Ihren Stärken?
  3. Erreichen Sie durch diese Maßnahme Ihre gewünschte Zielgruppe?
  4. Fällt Ihnen die Durchführung der Maßnahme leicht oder gibt es andere Möglichkeiten, um sich zu präsentieren (beispielsweise durch Reden oder Schreiben)?
  5. Wie würden Sie den Erfolg der Aktion persönlich messen


Aktualität

Geht es um ein aktuelles Thema, das für Sie relevant ist, greifen sie es möglichst schnell auf. Überlassen Sie diese Gelegenheit nicht der Konkurrenz.

Persönlichkeit

Passt die geplante Aktivität zu Ihrer Persönlichkeit und können Sie Ihre Stärken optimal einsetzen? Eine Marketingmaßnahme macht nur Sinn, wenn Sie mit Ihrer Persönlichkeit stimmmig ist. Verbiegen Sie sich nicht.

Zielgruppe

Erreichen Sie durch diese Maßnahme Ihre gewünschte Zielgruppe? Stellen Sie sicher, dass die gewählte Aktivität Ihre gewünschte Zielgruppe erreicht. Untersuchen Sie, ob die Veranstaltung, das Medium oder die Plattform, auf der Sie sich präsentieren möchten, von Ihrer Zielgruppe frequentiert wird. Eine gezielte Ansprache Ihrer potenziellen Mandantinnen und Mandanten ist entscheidend, um Ihre Marketingbemühungen effektiv zu gestalten.

Grad der Herausforderung

Werden Sie sehr viel Energie investieren müssen? Wenn Sie lieber publizieren als Vorträge zu halten, setzen Sie auf Blogs, klassische Medien und nutzen sie LinkedIn, um dafür Aufmerksamkeit zu schaffen. Berücksichtigen Sie Ihre persönlichen Stärken und Präferenzen bei der Wahl Ihrer Marketingaktivitäten.

Erfolgsprognose

Wie würden Sie den Erfolg der Aktion persönlich beurteilen? Wenn Ihnen schleierhaft ist, wieso die Maßnahme erfolgreich sein kann, sagen Sie lieber ab. 

Anwältinnen und Anwälte haben keine Zeit zu verlieren. Doch jede Maßnahme, die zur Sichtbarkeit führt, stellt eine Investition in die Zukunft dar. Nehmen Sie sich daher zwei bis drei Minuten Zeit, um diese Evaluierung durchzuführen und treffen Sie dann eine fundierte Entscheidung.